Schwertgrab Nr. 55 (Alte Poststraße)
Ähnlich wie in Kyritz lag in einem besonders tiefen Grab des 11./12. Jahrhunderts ein Eisenschwert unter dem Arm eines Mannes. Er war für seine Reise ins Jenseits so reich ausgestattet worden, dass dazu bislang kaum Parallelen im nordwestslawischen Raum bekannt sind. Diese Zeiten gelten aufgrund der Bedrohung durch Kriegszüge als politisch instabil, Waffen und Prunk bilden daher Ausdruck eines selbstsicheren Machtanspruches.
Gold auf dem Ärmel
Neben einem Schwert mit Silbergriff enthielt Grab 55 einen weiteren außergewöhnlichen Fund: Goldene Drahtfäden von drei kostbaren Borten, die einst das Obergewand des Toten schmückten. Erst die miskroskopische Aufnahme im Labor zeigte, dass es sich um winzige Goldblechstreifen handelt, die spiralförmig um einen nicht mehr erhaltenen Faden gewickelt waren – die so genannte Seele. Abdrücke verraten auch die einstige Technik: Der Goldlahn wurde in einer Endlosschleife umgebogen und mittels eines Seidenfadens auf den Trägerstoff aufgestickt.
Die außerordentlich gut erhaltenen Borten geben Anlass zur Spekulation: Zur damaligen Zeit trugen nur Herrscher wie der Kaiser des Heiligen Römischen Reichs deutscher Nationen oder der Basileus von Byzanz derartig kostbare Gewänder zu besonderen Anlässen – Krönungsfeierlichkeiten beispielsweise.
Maß sich der Tote mit den Großen seiner Zeit?
Bei Rohrverlegungsarbeiten in der Nähe der Wusterhausener St.-Peter-und-Paul-Kirche kam 2006 ein ungewöhnlicher Grabfund aus dem 11./12. Jahrhundert zutage. Von einer bereits stark zerstörten Bestattung aus Grab 55 war lediglich der linke Arm erhalten geblieben, der noch auf einem 1,04 m langen eisernen Schwert ruhte. Dieses gehört zu einem weit verbreiteten hochmittelalterlichem Einhand-Schwerttyp. Die Länge der Klinge entspricht am ehesten den Anforderungen an eine von einem Reiterkrieger geführte Waffe. Parierstange und Griffknauf sind aufwendig mit feinen Silberstreifen tauschiert, das Schwertblatt selbst steckt bis heute noch in einer Scheide aus Holz und Leder. Dieser landesweit bedeutende Fund wurde sorgsam in einem Block geborgen, freipräpariert und ist heute im Archäologischen Landesmuseum im Paulikloster in Brandenburg zu besichtigen.
Mit freundlicher Unterstützung des BLDAM Wünsdorf konnte 2011 die originalgetreue Kopie gefertigt werden, welche den Neuzustand der Waffe zeigt.