Burgwall und Einbaum/Alte und neue Schule
Die (ganz) alte Wusterhausener Schule stand bis 1906 vor der Stadtkirche. Im Jahre 1905 wurde auf dem Burgwall ein neues Schulgebäude errichtet, ein Backsteinbau mit Staffelgiebel. Dahinter befindet sich das neue Schulgebäude, welches 1976 eingeweiht wurde. Die Polytechnische Oberschule führte bis zu 10. Klasse und trug den Namen "John Scheer". 1991 erfolgte die Trennung in Grundschule und Gesamtschule. Heute besteht die Astrid-Lindgren-Grundschule für Kinder bis zur 6. Klasse, während die Gesamtschule 2003 geschlossen wurde.
Hinter der neuen Schule existiert noch ein Rest der Stadtmauer mit zugemauertem gotischem Bogen, durch den der Mühlarm der Dosse bis zur Vierrademühle geführt haben soll.
Einbaum, um 1138, Eiche, Fundort Wusterhausen, Großer Burgwall (Patenschaft Sparkasse Ostprignitz-Ruppin).
1974 wurde bei Schachtarbeiten zum Schulneubau in Wusterhausen ein 4,25 m langer Einbaum aufgefunden und geborgen – das älteste aus dem Stadtgebiet erhaltene Gefährt. Das Heck war bereits beschädigt, das Boot konnte jedoch allmählich getrocknet und somit bis heute erhalten werden. Obwohl der Fund aus dem Befestigungsgraben des ehemaligen slawischen Burgwalls stammte, sprach man dem Einbaum lange ein sehr viel jüngeres Alter zu. Seit 2009 ist durch dendrochronologische Untersuchungen bestätigt, dass die mächtige Eiche bereits um 1138 gefällt worden ist, d.h. kurz vor dem Wendenkreuzzug und der Eroberung der slawischen Siedlungsgebiete durch die Deutschen. Einbäume dieser Größe (bis zu 10 m und mehr) dienten nicht nur zur Fischerei, sondern auch zum Lasten- und Personentransport: In unwegsamen bewaldeten und sumpfigen Regionen waren sie wichtige Verkehrsmittel. 2010 wurde der Wusterhausener Einbaum einer umfassenden konservatorischen Reinigung und einer behutsamen Oberflächenfestigung unterzogen.
Quelle: Zum Einbaum VfGdP_ Jahrbuch12.pdf - Seite 155 und 165, Kerstin Gessner und Annett Dittrich
„Ueber den Charakter des Burgwalles und des sogenannten kleinen Burgwalles bin ich mit mir noch nicht einig“
So schrieb der Wusterhausener Stadtchronist Karl Altrichter im Jahr 1887. Zwar lagen ihm zahlreiche archäologische Funde wie Keramikscherben, Knochenreste und sogar Fischschuppen zur Ansicht vor, aber eine genaue zeitliche Zuordnung konnte er nicht vornehmen.
Erst zehn Jahre später sprach der Berliner Arzt und Prähistoriker Rudolf Virchow bei der "Keramik vom Burgwalltyp" erstmals von einem mittelalterlichen slawischen Ursprung. Seit den 1960er Jahren wurden vermehrt slawische Bodenfunde aus dem Norden des Stadtgebiets registriert. Das Areal des Großen Burgwalls mit einem Durchmesser von rund 200 Metern ist heute eingeebnet und vollständig bebaut. Bei verschiedenen Baumaßnahmen gelang es dennoch, die Befestigungsgräben der ehemaligen Burg nachzuweisen.
Die Funde zeugen von einer langen Nutzung des Großen Burgwalles – sowohl von den Slawen, als auch von den Deutschen. Nachdem die offene, slawische Siedlung im späteren Stadtgebiet von Wusterhausen aufgegeben worden war, erfolgte im 11. Jahrhundert eine stärkere Befestigung der Burg als Herrschaftssitz – eingebunden in ein dichtes Burgennetzwerk mit reger Kommunikation und vermutlich auch Bündnispflichten.
Bis zur Unterseeinsel, einer kreisförmigen Inselburg mitten im See, waren es lediglich fünf Kilometer, mit Pferd und Fähre schnell zu erreichen. Zur Burg Wulkow an der Dosse oder zum Burgberg nach Wildberg gelangten Boten nach einem nur halbstündigen Ritt.
Die Deutschen bauten die slawische Burg in Wusterhausen aus, 1293 wird sie noch als ‚castrum‘ erwähnt. Bald danach muss sie aufgegeben worden sein. 1712 gab der Stadtrat das vollkommen überwucherte Burggelände zur Nutzung als Gartenland frei.
Auch vom so genannten Kleinen Burgwall sind slawische Funde bekannt, es konnten bislang aber keine Befestigungsstrukturen festgestellt werden. Auch hier ist das Gelände systematisch planiert worden, zuletzt in den 1960er Jahren für die Anlage eines Sportplatzes.
Weiterführende Informationen
Archäologie: Fund beim Schulneubau, Lage direkt unter der Schule. Einbaum in Dauerausstellung.