Die ältesten Häuser der Stadt
In der Kyritzer Straße befinden sich die ältesten Häuser der Stadt, sie sind von dem großen Stadtbrand von 1758 verschont geblieben.
Kyritzer Straße 4:
Das 1687 erbaute zweigeschossige Fachwerkbreithaus gehört zu den ältesten Häusern Wusterhausens. Auf der Saumschwelle über die gesamte Hausbreite ist eine Inschrift in lateinischen Großbuchstaben zu lesen. Der lange durchgehende Spruch am Mittelbalken zeugt von den Gräueln des Dreißigjährigen Krieges:
"Was zu diesem Haus eingeht, segne Gott mit milder Hand, wende, was hier nicht besteht, Unglück, Krankheit, Krieg und Brand." Über dem Torweg findet sich die Jahreszahl: "Anno 1687".
Die Fassade wurde im Jahre 1928 durch den Einbau eines Bogentores und das Weglassen einer separaten Eingangstür zur heutigen Ansicht verändert. 1997 wurde das Haus unter anderem mit Mitteln aus dem Städtebauförderungsprogramm des Landes Brandenburg und der Stadt Wusterhausen vom Eigentümer von Grund auf saniert.
So wie dieses sind auch andere Bürgerhäuser der Straße durchweg aus Fachwerk errichtet, zum Teil mit überstehendem Obergeschoss und enthalten meist, außer der Haustür, eine Durchfahrt zum Hof. Die ältesten Türen der Kyritzer Straße 4 zeigen in Ornament und Gliederung ein derbes, wildes Rokoko. Bei den großen Stadtbränden blieben sie vom Feuer verschont, da sie mit einem Abstand von 1,50 Metern voneinander errichtet wurden, dem so genannten „Brandgang“, der das Überschlagen der Flammen verhindern sollte.
(Quelle: Unterlagen von Andrea Perlt, Museumsleiterin 2011-2015)
Kyritzer Straße 6:
Fachwerkhaus von 1700, zweigeschossig, Satteldach, traufständig;
eingetragenes Denkmal; kurze Beschreibung im Dehio-Handbuch;
- Es besitzt ein spätbarockes Tor, über dem die Inschrift „Samuel Fogtt X Catarina Lans“ und die Jahreszahl 1700 zu erkennen sind.
- Inschrift zu Bauherr & Ehefrau über dem Tor der Hofdurchfahrt; Eheschließung beider in den Kirchenbüchern der evang. Kirchgemeinde verzeichnet; Zunftzeichen der Fleischer;
- Straßentor mit bauzeitlichen Zierelementen, die in den 1970/80er Jahren auf modernes Holzmaterial montiert wurden; Reste des bauzeitlichen Brettertores haben als Bodenbeplankung überdauert;
- Dachtragwerk dendrochronologisch datiert auf 1694/95;
- weite Sparrenabstände (> 2 m), zu Bauzeit mit Deckung aus Stroh oder Schilf;
- Russüberzug an Balken des Dachtragwerks & Gefachen in beiden Geschossen, zur Bauzeit offene Herdstelle mit Rauchfang, der in den Dachraum entlüftet;
- verschiedene, nicht datierbare Veränderungen der Grundrissgestaltung, u.a. Verlegung der Treppe in die Durchfahrt; verschiedene Wanddurchbrüche bzw. Türöffnungen;
- Drei Kastenfenster aus den 1970er Jahren wurden aufgearbeitet; weitere Fenster als Neuanfertigung nach demselben Konstruktionsprinzip;
- denkmal- & materialgerecht instandgesetzt 2018 bis 2020;
- Wandflächenheizung in den beiden Wohngeschossen, mit Gasbrennwerttherme beheizt;
- Decke über dem Obergeschoss gedämmt, Dachraum nicht ausgebaut
(Quelle: Thomas Fleischer 2021/22)
Kyritzer Straße 8:
Im Nachbarhaus (ehemals Hörster) auch aus der Zeit um 1700 befindet sich heute der Club Pro Seniorenpflege e.V. im Land Brandenburg. Das Haus wurde Ende der 1990er Jahre durch Mittel der Städtebausanierung aufwändig saniert.
(Informationen aus Unterlagen der ehemaligen Museumsleiterin Andrea Perlt)